
Health & Benefits
Gesundheits- und Zusatzleistungen (Health & Benefits) werden für Unternehmen zu einem immer größeren Erfolgsfaktor beim Werben und Halten guter Mitarbeiter. Dabei werden verschiedene Versicherungssparten und Dienstleistungen in der Beratung zum Thema Human-Resources-Risiken zusammengeführt. Neben dem Bereich International People Mobility (IPM) sind dies Themen wie Mitarbeitergesundheit und der Bereich der Einkommenssicherung über eine Todesfall- und Invaliditätsabsicherung. Darüber hinaus werden Kommunikationslösungen für betriebliche Versicherungs- und Nebenleistungen sowie Online-Plattformen zum Management und der Harmonisierung von Arbeitgeberleistungen immer wichtiger für die Unternehmen.
Marktsituation
Das Talentmanagement („Attracting and retaining talent“) ist für 67 Prozent der Unternehmen in Deutschland die vordringliche Herausforderung der Personalabteilung. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Unternehmensumfrage von Aon, dem Aon Health Survey. Mit den 67 Prozent liegt Deutschland über dem Durchschnitt der Länder aus Europa, dem Mittleren Osten und Afrika.1
Die Zeit bis zur Besetzung offener Stellen (Vakanzzeit) ist in den vergangenen zehn Jahren kontinuierlich gestiegen und lag im Jahr 2017 erstmals durchschnittlich über 100 Tagen. Im Bereich der technischen Berufe und in den Gesundheits- und Pflegeberufen liegen die Zeiten zum Teil deutlich darüber – in der Altenpflege sind es 171 Tage, im Bereich Softwareentwicklung 148 Tage. Innerhalb Deutschlands gibt es große regionale Unterschiede bei den Vakanzzeiten.2 Den betrieblichen Nebenleistungen und einer guten Kommunikation derselben gegenüber den Mitarbeitern kommt daher eine wachsende Bedeutung als Differenzierungsmerkmal gegenüber dem Wettbewerb zu. Die im Aon Health Survey befragten Unternehmen planen, ihre Initiativen in diesem Bereich mit eigenen Budgets auszustatten, klar zu kommunizieren und stärker auf ihren Erfolg hin zu überwachen.3
Quelle: Aon EMEA Health Survey 2018
Ausblick
Das Angebot von Gruppenlösungen für die Hinterbliebenenversorgung und Invaliditätsabsicherung ist im vergangenen Jahr größer geworden. Durch die Zunahme an Marktteilnehmern ist ein Preis- und Innovationsdruck auf die Versicherer zu beobachten. Die Produkte zeichnen sich durch einen günstigen Preis, eine einfache Verwaltung und durch geringe Zugangshürden (Gesundheitsprüfung) im Vergleich zu traditionellen Lösungen aus. Demgegenüber ist bei dieser Gruppenlösung eine Fortführung der Versicherung nach Ausscheiden des Arbeitnehmers aus dem Unternehmen derzeit nicht vorgesehen.
Die betriebliche Krankenversicherung weist weiterhin ein leichtes Wachstum auf. Mit etwas über 600.000 versicherten Arbeitnehmern ist die Verbreitung allerdings weiterhin gering – das Marktpotenzial bleibt groß.4
Da die betriebliche Krankenversicherung mit verschiedenen anderen Maßnahmen in Budgetkonkurrenz steht, ist die ausbleibende staatliche Förderung (vor allem gegenüber der betrieblichen Altersversorgung) als einer der größten Hinderungsgründe für ihren Erfolg in Deutschland zu sehen.
Es bleibt zu beobachten, inwieweit die Unternehmen auf die gesetzlichen Änderungen des Betriebsrentenstärkungsgesetzes (BRSG) reagieren werden. Jeder Arbeitnehmer in Deutschland hat einen Rechtsanspruch gegenüber seinem Arbeitgeber, Teile des Arbeitsentgelts in eine betriebliche Altersversorgung (bAV) umzuwandeln. Das Ziel des BRSG ist es vor allem, zu einer Verbesserung der Versorgung von Geringverdienern und zur Förderung der Verbreitung der betrieblichen Altersversorgung in kleinen und mittelständischen Unternehmen beizutragen.
Markttrends
Durch den Eintritt weiterer Anbieter von Personenversicherungen und betrieblichen Krankenversicherungen bleibt der Markt dynamisch. Dies äußert sich in einer zunehmenden Verbesserung der Versicherungsbedingungen und dem Angebot von Annex-Dienstleistungen. Als Beispiel sei das Care Management zu nennen – mit dem Ziel, den Mitarbeiter im Krankheitsfall frühzeitig zu unterstützen, Chronifizierungen von Krankheiten zu vermeiden und somit auch die Ausfallzeiten für das Unternehmen zu verringern.
Die betrieblichen Krankenversicherer bieten ebenfalls vermehrt Zusatzangebote an. Diese weisen zum Teil Schnittmengen mit dem betrieblichen Gesundheitsmanagement (BGM) und den Employee-Assistance-Programmen (EAP) auf. Durch diesen Trend wird es zunehmend eine Herausforderung sein, die Mitarbeiterangebote in den Unternehmen zu koordinieren, damit Überschneidungen vermieden und den Mitarbeitern (und Bewerbern) die Angebote klar und mit erkennbarem Mehrwert kommuniziert werden können.
Spezialmarkt International People Mobility (IPM)
Auch im internationalen Bereich nehmen die Gesundheit und Sicherheit der Mitarbeiter einen immer größeren Stellenwert ein. HR- und Versicherungsabteilungen sind auf der einen Seite zwar angehalten, Strategien zur Kosteneinsparung umzusetzen, müssen sich aber andererseits als attraktiver Arbeitgeber positionieren, um Talente langfristig zu binden und gleichzeitig ihrer Fürsorgepflicht gerecht zu werden.
Marktsituation
Bei Betrachtung der internationalen Mitarbeitermobilität fällt auf, dass im Jahr 2017 rund 1,5 Prozent weniger Mitarbeiter dienstlich auf Reisen waren, die Zahl der Geschäftsreisen jedoch von 183,4 Millionen auf 187,5 Millionen gestiegen ist. Bei Unternehmen mit mehr als 1.500 Mitarbeitern reisen 44 Prozent der Belegschaft dienstlich. 2013 waren es noch 34 Prozent.5
Zahl der Geschäftsreisen …
… 2013 bis 2017

Quelle: VDR-Geschäftsreisenanalyse
Bei Mitarbeiterentsendungen rücken die Millennials zunehmend in den Fokus, für die eine vorübergehende Auslandstätigkeit einen wichtigen Schritt in der Karriereplanung darstellt.6 Als Alternative zu langfristigen Entsendungen und auch im Hinblick auf Kosteneinsparungen gehen immer mehr Unternehmen dazu über, ihre Mitarbeiter im Ausland zu lokalisieren. Durch die Lokalisierung wird eine zu kostenintensive Ausgestaltung des – ursprünglich nur befristet vorgesehenen – Auslandseinsatzes vermieden. Dazu wird mit dem Mitarbeiter häufig eine Umstellung auf einen lokalen Arbeitsvertrag unter gleichzeitiger Beendigung des deutschen Arbeitsverhältnisses vereinbart.
Ein Hindernis für die Kosteneinsparung im Bereich der internationalen Krankenversicherung stellt die überdurchschnittlich stark ansteigende medizinische Inflationsrate dar:
2016 | 2017 | |||
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Region | Jährliche allgemeine Inflationsrate | Inflationsrate (brutto) für medizinische Produkte u. Versorgung | Jährliche allgemeine Inflationsrate | Inflationsrate (brutto) für medizinische Produkte u. Versorgung |
Weltweit | 2,9 % | 8,1 % | 2,8 % | 8,2 % |
Nordamerika | 1,5 % | 6,0 % | 1,6 % | 6,3 % |
Lateinamerika & Karibik | 6,4 % | 13,6 % | 6,0 % | 14,2 % |
Europa | 1,6 % | 5,9 % | 1,6 % | 5,7 % |
Mittlerer Osten & Afrika | 6,3 % | 11,6 % | 6,7 % | 14,3 % |
Asien | 3,2 % | 9,4 % | 2,9 % | 8,9 % |
Quelle: Aon Hewitt, Global Medical Trend Rates, 2018
Angesichts der globalen geopolitischen Risiken haben laut einer Umfrage 49 Prozent aller befragten Unternehmen ihre Mobilitätsprogramme angepasst. Ein besonderer Fokus liegt bei der Neuausrichtung auf der Implementierung von Sicherheitsprogrammen. Auch gibt es einen Trend zu Apps, personalisierten Portalen und anderen unterstützenden IT-Tools.7
Ausblick
Im Bereich der internationalen Krankenversicherung setzt sich der Trend fort, dass die Firmenkunden höhere Ansprüche an Makler und Versicherer stellen: Neben einem umfassenden Krankenschutz erwarten die Kunden heute eine volldigitale Prozessabwicklung, zusätzliche Assistance-Leistungen und internationale Netzwerke. Der Trend weg vom nationalen Versicherer mit internationalem Zweig hin zu den internationalen „One-Stop-Shop“-Lösungen setzt sich unvermindert fort.
Markttrends
Ein wichtiges Thema war in diesem Jahr Compliance. Diverse Länder haben ihre gesetzlichen Bestimmungen rund um die Versicherung verschärft. Die größten Veränderungen sind in der Schweiz und in Österreich zu beobachten. Die Versicherer und auch die spezialisierten Makler verstärken ihr Know-how in diesen Bereichen. Das reine Angebot einer Versicherungslösung ist nicht mehr ausreichend, sondern muss mit einem optimalen Beratungs- und Betreuungskonzept kombiniert werden. Des Weiteren wird ein Trend zu Zusatzleistungen wie Mitarbeiter-Unterstützungsprogrammen, Reisesicherheitsservices und All-inclusive-Lösungen auch in der Krankenversicherung deutlich.
Spezialmarkt Gruppenunfallversicherung

Der Preis für die Gruppenunfallversicherung wird für viele Unternehmen stabil bleiben. Allerdings setzt sich der Trend der vergangenen Jahre fort, dass die Preise für Firmen, die bereits kostspielige Schäden geltend gemacht haben, steigen werden. Die Versicherer erstellen immer öfter bereits Mitte des Jahres Rentabilitätsberechnungen für ihre Bestandsverträge, um kontinuierlich einen Überblick über deren Wirtschaftlichkeit zu haben.
Marktsituation
Ende dieses Jahres werden die Deutschen voraussichtlich 6,6 Milliarden Euro für ihre Unfallversicherungen ausgegeben haben. Für die Versicherer wäre das ein Einnahmenplus von 1,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Auch im Jahr 2017 lag die Einnahmensteigerung im Vergleich zum Vorjahr in diesem Bereich. Die Höhe der Schadenaufwendungen der Versicherer wird Ende des Jahres mit rund 3,4 Milliarden Euro dagegen gleich bleiben – wodurch sich die Schadenqoute mit 78 Prozent gegenüber dem Vorjahr um circa 1 Prozent verbessern wird. Die Sparte Unfallversicherung bleibt somit für die Versicherer sehr rentabel.
Ausblick
Für viele Unternehmen wird der Preis für ihre Unfallversicherung im nächsten Jahr stabil bleiben. Ansonsten gilt: Unternehmen, bei denen die eingereichten Schäden zu hohen Schadenquoten geführt haben, müssen mit steigenden Preisen rechnen. Besonders wenn die kombinierte Schadenkostenquote signifikant über 90 Prozent liegt, werden die Versicherer höhere Preise von den Kunden fordern oder die Versicherungsbedingungen verschlechtern.
Dafür werden die Versicherer flexibler bei der Ausgestaltung der Verträge. So gibt es zunehmend eine größere Bereitschaft, auf Preiserhöhungen zu verzichten oder sie geringer ausfallen zu lassen, wenn die Unternehmen auf Besonderheiten in den Versicherungsbedingungen verzichten oder höheren Selbstbehalten zustimmen. Auch geringere fest vereinbarte Invaliditätsgrade für den Fall, dass ein Mitarbeiter durch einen Unfall eine bleibende Beeinträchtigung (Invalidität) erleidet, können sich positiv auf die Preise auswirken.
Die gravierendsten Änderungen wird es im Bereich der Schadenbearbeitung geben. Aufgrund der seit dem 25. Mai anzuwendenden EU-Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) wird sich besonders die Bearbeitung von Unfallschäden aufwendiger gestalten. Erweiterte Rechte für Betroffene und zusätzliche Pflichten für die, die personenbezogene Daten verarbeiten, machen die Schadenbearbeitung schwieriger. Ohne ausdrückliche schriftliche Zustimmung der versicherten Person gegenüber Versicherer, Arbeitgeber und Makler dürfen persönliche Daten weder erhoben noch verarbeitet werden. Darüber hinaus unterliegen die Arbeitgeber aufgrund der neuen Verordnung einer strengeren Informationspflicht (Artikel 12 DSGVO) gegenüber dem versicherten Mitarbeiter. Der Betroffene hat das Recht auf genaue Information, die verständlich übermittelt und leicht zugänglich gemacht werden muss.
Markttrends
Die Entwicklung bei den privaten Unfallversicherern geht Richtung Kombiprodukte, mit denen eine Erweiterung des Unfallbegriffes sowie zusätzliche Risiken abgedeckt werden. Im Zuge der Globalisierung, in der deutsche Unternehmen immer mehr Niederlassungen im Ausland eröffnen, wird besonders die Absicherung von Mitarbeitern auf Dienstreisen und langfristig Entsandten für den Arbeitgeber immer wichtiger. Die Absicherung des Unfall-, des Auslandsreisekranken- und des Haftpflichtrisikos entspricht den gesetzlich vorgeschriebenen Anforderungen, die ein Arbeitgeber erfüllen muss, um seiner Fürsorgepflicht gegenüber dem Mitarbeiter nachzukommen. Abgerundet werden diese Kombiprodukte oft durch eine Reisegepäckversicherung und durch eine Fülle an Assistance-Leistungen.
Die Arbeitswelt hat sich verändert. Durch neue Arbeitsmodelle wie mobiles Arbeiten und Homeoffice nimmt die Bedeutung der arbeitgeberfinanzierten privaten Unfallversicherung zu. Die aktuelle Rechtsprechung, laut derer ein Unfall auf dem Weg in die eigene Küche im Homeoffice von den Berufsgenossenschaften nicht als Arbeitsunfall angesehen wird, trägt zu dieser Entwicklung bei.
In einem weiteren Fall, dieses Mal zum Thema Wegeunfall, musste die Berufsgenossenschaft ebenfalls nicht zahlen. Hier war die versicherte Person eine Haltestelle zu spät ausgestiegen und auf dem Weg zurück zur Zielhaltestelle beim Überqueren der Gleise tödlich verunglückt. Da nur der direkte Weg von und zur Arbeit versichert ist, zahlte die Berufsgenossenschaft nicht. Ab- und Umwege fallen nicht unter den Versicherungsschutz.
Diese Lücke im Versicherungsschutz kann nur dadurch geschlossen werden, dass Arbeitgeber für ihre Mitarbeiter eine 24-Stunden-Deckung vereinbaren, um in einem Schadenfall keine Abgrenzungsprobleme zu haben.
Auch zu beobachten ist die verstärkte Nachfrage nach internationalen Unfallversicherungsprogrammen. International tätigen Konzernen wird damit die Möglichkeit geboten, in einem zentral gesteuerten Unfallversicherungsprogramm alle Mitarbeiter weltweit mit einer gleichlautenden Versorgungszusage, wie sie die Unfallversicherung darstellt, auszustatten. Durch die zentral gesteuerte Verwaltung der Verträge ist die deutsche Muttergesellschaft jederzeit über die Kostenentwicklung in den einzelnen Ländern informiert. Die lokalen Gesetzgebungen werden dabei berücksichtigt und wo nötig lokale Policen installiert. Compliance-Verstöße sind damit ausgeschlossen. Lokale Unterschiede in Summe und Deckung können über den deutschen Mastervertrag ausgeglichen werden.
1 Aon Health Survey 2018
2 Fachkräfteengpassanalyse, Bundesagentur für Arbeit, 12/2017
3 Aon Health Survey 2018
4 Verband der Privaten Krankenversicherung (PKV)
5 Verband Deutsches Reisemanagement e.V. (2017), VDR-Geschäftsreisenanalyse 2018, 16. Ausgabe
6 Crown World Mobility, World Mobility Perspectives, 2018 Global Mobility Trends
7 Crown World Mobility, World Mobility Perspectives, 2018 Global Mobility Trends