
Kreditversicherung
Forderungen aus Lieferung und Leistung stellen einen wesentlichen Bilanzwert jedes Unternehmens dar. Jetzt rückt das Ausfallrisiko dieser Forderungen in den Fokus: Nach den „International Financial Reporting Standards“ (IFRS) publizierende Unternehmen müssen seit Beginn des Jahres neue Regeln zur Rechnungslegung beachten. Ab sofort müssen die Unternehmen die Ausfallwahrscheinlichkeit ihrer Kreditrisiken für die kommenden zwölf Monate bilanziell bewerten.
Marktsituation
Selbst wenn Unternehmen ihr Forderungsausfallrisiko als gering einschätzen, werden sie zunehmend nach der Bewertung des Portfoliorisikos und entsprechender Absicherungen gefragt. Unternehmen, die nach IFRS 9 bilanzieren, müssen Modelle vorhalten, in denen auch eine Prognose des Ausfallrisikos für die kommenden zwölf Monate enthalten ist. Bereits aus Compliance-Gründen sollten die Prozesse im Kredit- und Debitorenmanagement so angelegt sein, dass die Lieferantenkreditrisiken erfasst und bestmöglich abgesichert sind. Immer wichtiger für die Unternehmen ist dabei: Schäden aus uneinbringlichen Forderungen aus Lieferung und Leistung entstehen nicht nur aus einem Forderungsausfall. Auch der Forderungsverlust durch spätere Insolvenzanfechtung sowie durch zunehmend häufiger auftretende betrügerische Bestellungen ist zu beachten. Dementsprechend sind Prozesse zu definieren und vorzuhalten, nach denen die Entscheidung für die Kreditierung von Forderungen klar und präzise formuliert ist. Ein wesentliches Instrument zur Absicherung der Forderungen aus Lieferung und Leistung ist die klassische Warenkreditversicherung. Viele Unternehmen nutzen aber auch Factoring oder Kautionsversicherungen, um ihr Ausfallrisiko zu minimieren.
Ausblick
Wachstum verzeichnet der Kreditversicherungsmarkt in Deutschland derzeit lediglich in den Sparten Kautionsversicherung und Vertrauensschadenversicherung. In der Warenkreditversicherung zeigt sich das gleiche Bild der vergangenen Jahre: hohes Risiko für die Versicherer, die ihre Absicherung zu niedrigen Preisen anbieten und eine nahezu gleichbleibende Zahl an Versicherungsverträgen betreuen. Das spiegelt zum einen die wirtschaftliche Situation im deutschen Markt wider, zeigt zum anderen aber die veränderten Anforderungen von Unternehmen an Sicherheiten. Da die Risikoanalyse grundsätzlich an Bedeutung gewinnt und korrespondierende Absicherungsmöglichkeiten gesucht werden, rücken Lösungen jenseits der klassischen Warenkreditversicherung zunehmend in den Fokus. So schließt etwa die Vertrauensschadenversicherung die Lücke zwischen Warenkredit- und Cyber-Versicherung.
Markttrends
Der Versicherungsmarkt reagiert auf die veränderten Kundenwünsche: Es sind zunehmend Bestrebungen zu beobachten, Warenkreditversicherungspolicen zu entwickeln, die die Anforderungen an echte Forderungssicherheiten erfüllen. Interessant sind in diesem Zusammenhang sogenannte „Noncancellable Insurance“-Policen. Dabei darf der Versicherer einen dem Unternehmenskunden eingeräumten Kredithöchstbetrag vor Ablauf der Versicherungsperiode grundsätzlich nicht mehr aufheben. Zudem bieten erste Versicherer Produktkombinationen an, zum Beispiel aus Warenkredit-, Anfechtungs- und Vertrauensschadenversicherung, um das Portfolio der Forderungen aus Lieferung und Leistung nach Möglichkeit umfänglich abzusichern.