Jetzt mal ehrlich: Wie oft haben Sie sich schon vorgenommen, die Angewohnheiten zu ändern, die Sie für ungesund und unproduktiv halten – und sind schlussendlich doch vom Weg abgekommen?
Beim ersten Anblick der Zimtschnecke beim Bäcker war das Kalorienzählen vergessen? Der „Dry January“ war spätestens nach dem dritten Arbeitstag im neuen Jahr schon gar nicht mehr so trocken? Und anstatt morgens dem inneren Schweinehund im Fitnessstudio ordentlich einzuheizen, hat eben jener doch die Oberhand gewonnen und klammheimlich die „Schlummer“-Taste gedrückt?
Einmal tief durchatmen: Sie sind mit diesen Verhaltensweisen und inneren Kämpfen ganz sicher nicht allein. Der grundlegende Wunsch unsere mehr oder weniger schlechten Angewohnheiten zu ändern, um auf diese Weise Gesundheit, Energie, Produktivität, Glück und Erfolg zu maximieren, sind Ziele, die viele von uns miteinander verbinden. Doch alte Gewohnheiten umzukrempeln und auf Dauer gegen neue, bessere auszutauschen, ist schwieriger, als es meist aussieht. Und das hat in der Tat einen nachvollziehbaren Grund…
Der Alltag als Gewohnheit
Viele unserer Handlungen oder Handlungsweisen sind Verhaltensrituale, die wir automatisch ausführen. Dadurch werden wichtige Kapazitäten unseres Gehirns frei, welche wiederum dafür sorgen, dass wir komplexe Aufgaben bewältigen können. Gewohnheiten sind so tief in unserem Gehirn verwurzelt, dass Neurowissenschaftler einen Teil dessen, die Basalganglien, mit unserem gewohnten Verhalten in Verbindung gebracht haben. Durch diese Entdeckung kann unter anderem erklärt werden, wieso manche Menschen auch nach einer Hirnverletzung bestimmte Verhaltensweisen beibehalten und in gewohnter Manier ausüben.
Solche Rituale werden von Menschen über einen längeren Zeitraum aufgebaut; sowohl mit Blick auf das direkte Verhalten als auch verankert in unserem Gedächtnis. Ein gutes Beispiel hierfür ist die tägliche Route zur Arbeit – egal ob mit dem Auto oder mit dem Fahrrad: Der Weg von A nach B ist nach einiger Zeit abgespeichert und ein Nachdenken kaum noch nötig. Selbiges gilt für eine festverankerte Morgenroutine oder auch bestimmte Verhaltensweisen, die Sie bei Stress immer wieder auf die gleiche Weise umsetzen. Feste Angewohnheiten sind das Ergebnis von Übung und Wiederholung – im Umkehrschluss heißt das aber auch, dass es die gleiche Disziplin erfordert, diese zu durchbrechen.
Fangen Sie an. Jetzt.
Sich selbst neue Gewohnheit anzueignen ist kein Hexenwerk. Eine konkrete Zauberformel gibt es allerdings leider auch nicht. Die Wahrheit: Die Änderung von Verhaltensweisen braucht seine Zeit.
Es gibt jedoch Möglichkeiten der Unterstützung: So hat der amerikanische Psychologe Dr. BJ Fogg, der sich schon seit mehr als 20 Jahren mit eben diesem Thema befasst, ein Programm zur Unterstützung von Verhaltensänderungen entwickelt. Das sogenannte Fogg-Verhaltensmodell geht davon aus, dass es drei wesentliche Voraussetzungen gibt, damit eine Verhaltensänderung eintreten kann: Motivation, Fähigkeit und Auslöser. Diese Theorie besagt, dass sich Motivation (Wille) und Fähigkeit (Können) gegenseitig kompensieren. Das heißt: Wenn die Motivation und Fähigkeit einer Person, ein gewünschtes Verhalten auszuführen, in gleichem Maße ansteigen, steigt auch die Wahrscheinlichkeit, dass das gewünschte Ergebnis erzielt wird.
- Motivation: Entscheiden Sie, was Sie wirklich ändern wollen
Jeder hat einen anderen Grund, warum er oder sie sich neue Gewohnheiten aneignen möchte. Wollen Sie fitter werden oder organisierter? Möchten Sie Ihre Finanzen verbessern? Oder wollen Sie schichtweg ihr Handy häufiger aus der Hand legen, neue soziale Kontakte knüpfen oder einfach mehr und gesünder schlafen? Was auch immer es ist, was Sie verändern wollen: Eine echte, dauerhafte Veränderung ist immer möglich – und immer individuell. Richten Sie Ihre Ziele daher auf keinen Fall nach irgendwelchen Trends oder dem, was andere vielleicht von Ihnen erwarten aus. Sich selbst auf den unterschiedlichsten Ebenen verbessern zu wollen, ist ganz allein Ihre Entscheidung – also beginnen Sie mit dem, was Ihnen am wichtigsten ist.
2. Fähigkeit: Setzen Sie sich selbst ein erreichbares Ziel
Sich selbst Ziele zu setzen ist ein fester Teil unserer menschlichen Evolution. Dieser Teil und das Streben nach Selbstverbesserung verleihen unserer Existenz einen Sinn. Sich also ein realistisches Ziel zu setzen, ermöglicht es dem Gehirn, sich auf neue Gewohnheiten zu fokussieren. Heißt: Wenn Sie mit dem Laufen beginnen möchten, melden Sie sich nicht direkt für den ersten Marathon an. Sinnvoller ist es, mit kurzen Strecken von fünf oder zehn Kilometern zu starten und damit verbunden einem klaren Trainingsplan über 100 Tage zu folgen. Gleiches gilt, wenn Sie weniger Zeit online verbringen wollen: Auch hier ist es unrealistisch zu denken, direkt komplett abschalten zu können. Erste Schritte könnten vielmehr sein, dass Sie Ihr Handy in einem anderen Raum lassen, wenn sie abends zu Bett gehen, oder nutzen Sie eine App, die durch das Blocken von „ablenkenden“ Webseiten dabei hilft, sich besser zu konzentrieren.
3. Auslöser: Entfernen Sie die Hürden
Wir scheitern oft daran, unser Verhalten zu ändern, weil wir uns selbst Hindernisse in den Weg legen: „Ich habe nicht die Zeit, das Geld, die Energie oder die Fähigkeit, dies oder jenes zu ändern“. Allerdings können bereits einfache Strategien dabei unterstützen, diese Hürden aus dem Weg zu räumen und Trigger zu fokussieren, die zu positiven Verhaltensänderungen beitragen. Für Menschen, die sich mit Pünktlichkeit oder dem generellen Einhalten von Terminen schwertun, kann es von Vorteil sein, sich mit Hilfe des Handyalarms an wichtige Termine zu erinnern. Dank der Benachrichtigungsfunktion können so mehrere Erinnerungen Tage, Stunden oder Minuten vorher eingerichtet werden, die beim Planen helfen. Ein weiteres Beispiel ist der Drang nach Süßem oder auch Junkfood in Stresssituationen: Halten Sie stattdessen einen gesunden Snack und eine Flasche Wasser griffbereit und ersetzen Sie damit die bisherigen ungesunden „Stressreaktionen“, um eine positivere Assoziation zu schaffen.
Es ist wichtig zu verstehen, dass zwar nicht immer die Möglichkeit besteht, die Auslöser zu beseitigen oder zu umgehen – die eigens geschaffenen Hürden, die den Erfolg verhindern, jedoch aufgehoben werden können.
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