“Wenn ‘Ich’ durch ‘Wir’ ersetzt wird, wird selbst aus etwas Krankhaften ein Wohlbefinden.”
Malcolm X
Unternehmen investieren zunehmend in die Gesundheit ihrer Belegschaft. Doch bislang haben sie ihr Augenmerk vor allem auf die physische Gesundheit und Sicherheit gelegt. Die daraus resultierenden Erfordernisse und Fragestellungen wie „Haben alle Angestellten Zugang zu ausreichender medizinischer Versorgung?“ und „Ist die korrekte Schutzausrüstung vorhanden?“ sind ihnen längst vertraut.
Seit auch die psychische Gesundheit in den Vordergrund getreten ist, suchen Arbeitgeber verstärkt nach einschlägigen und wirksamen Lösungen, um auch das finanzielle, emotionale und soziale Wohlbefinden ihrer Belegschaft zu unterstützen. Aon hat ermittelt, dass in der jetzigen Zeit 38 % der Unternehmen über einen Etat für Gesundheit und Wohlbefinden verfügen – das sind 5 % mehr als 2019. Doch trotz dieses Anstiegs haben fast zwei Drittel der Unternehmen immer noch Schwierigkeiten, die finanziellen Mittel für die Investitionen aufzubringen, die viele als Schlüssel zum Wohlergehen der Mitarbeiter ansehen.
International tätige Unternehmen stehen vor zusätzlichen Herausforderungen, wenn sie Mitarbeiter unterstützen müssen, die neu in einem anderen Land sind oder die sie aus der Ferne führen müssen. Neue Mobilitätsmuster und technologischer Fortschritt haben internationale Hürden überwunden, so dass über verschiedene Zeitzonen hinweg nahtlos gearbeitet werden kann. Doch angesichts unterschiedlicher Kulturen, Sprachen, Serviceverfügbarkeit und Regelwerke wird ein einheitlicher Ansatz zum emotionalen Wohlergehen einer internationalen Belegschaft zu einer echten Herausforderung.
Janet Heaton, principal consultant für den Bereich Global Benefits bei Aon, erklärt, warum es für den erfolgreichen Einsatz und die Eingewöhnung in einem fremden Land so wichtig ist, die Mitarbeiter zu verstehen:
„Viele multinationale Unternehmen bieten zwar eine grundlegende Unterstützung und zeigen sich bereit, mobile Arbeitnehmer und deren Familien Hilfestellung zu leisten. In der Realität ist die Geschäftstätigkeit den praktischen Überlegungen jedoch immer voraus. Die Beratung und das Screening sind nicht immer optimal und ohne detaillierte Informationen über die Gesundheit der Mitarbeiter laufen Unternehmen Gefahr, dass sich der Versicherungsschutz für eine im Prinzip einfache Anstellung verzögert.“
Janet Heaton, Principal Consultant für den Bereich Global Benefits bei Aon
Die wahren Kosten und Folgen einer schlechten psychischen Verfassung
Im letzten Jahr wurde in Großbritannien über eine halbe Million Fälle von arbeitsbedingtem Stress, Depressionen oder Angstzuständen registriert. Auch in der EMEA-Region zeichnet sich ein Anstieg psychischer Beschwerden ab. So deutet ein EMEA-Bericht aus 2018 darauf hin, dass jeder sechste Europäer unter psychischen Problemen leidet.
Arbeitgeber müssen sich der Tatsache stellen, dass Krankmeldungen, verringerte Produktivität und personelle Fluktuation aufgrund von psychischen Problemen enorme finanzielle Auswirkungen haben. Allein in Großbritannien führen psychische Beschwerden zu mehr als 90 Millionen verlorenen Arbeitstagen, während sie auf europäischer Ebene einen geschätzten Gesamtverlust von mehr als 4 % des BIP, das entspricht 600 Mrd. EUR, zur Folge haben.
Auch für die Betroffenen und ihre Familien sind die persönlichen Kosten einer schlechten psychischen Verfassung enorm. In Großbritannien verlieren pro Jahr 300.000 Menschen aufgrund langfristiger psychischer Probleme ihren Arbeitsplatz. 2015 gab es tragischerweise parallel dazu über 84.000 vorzeitige Todesfälle in der EU aufgrund von Suizid und psychischen Problemen.
Als Folge davon haben sich die Erwartungen und Forderungen auf Arbeitnehmerseite drastisch geändert.
Laut Aons Benefits and Trends Survey 2020 berichteten 88 % der Arbeitgeber, dass ihre Mitarbeiter ein stärkeres Bewusstsein für psychische Erkrankungen einschließlich einer besseren Handhabung dieser Problematik erwarteten. Die Erwartungen diesbezüglich lagen höher als verbesserte Mutter-/Vaterschaftsregelungen oder ein besserer Ansatz zu Diversität und Inklusion.
Die zunehmenden Folgen psychischer Probleme und der sich ändernden Bedürfnisse der Arbeitnehmerschaft zeigen, dass die Unterstützung und Strategien in diesem Bereich ganz oben auf der Tagesordnung der Personalleiter stehen sollten.
Zusammen genommen deuten diese Tatsachen darauf hin, dass sich eine gut organisierte Kultur des Wohlbefindens nicht nur positiv auf die Rekrutierung globaler Talente, sondern auch auf den Erfolg am Arbeitsplatz auswirken kann. Da die Gesundheitssysteme zunehmend unter Druck geraten, kommt den Unternehmen eine entscheidende Rolle bei der Unterstützung im Bereich der psychischen Gesundheit zu. Eine Rolle, deren Verantwortung laut dem britischen Beratungs- und Schlichtungsdienst ACAS von Arbeitnehmern, Führungskräften und Arbeitgebern geteilt werden muss.
0%
der Arbeitgeber berichten, dass ihre Mitarbeiter ein stärkeres Bewusstsein für psychische Erkrankungen einschließlich einer besseren Handhabung dieser Problematik erwarteten
Beseitigung des Stigmas
In der Arbeitswelt ist die Stigmatisierung psychischer Beschwerden noch immer traurige Realität. Der Zugang zu Unterstützung ist dabei nur ein Teil des Problems. Laut eines umfassenden, im Jahr 2017 von der britischen Regierung in Auftrag gegebenen Berichts, spricht die Hälfte der Beschäftigten nicht mit ihrem Vorgesetzten über psychische Probleme.
Das Widerstreben so vieler Menschen, am Arbeitsplatz über ihre Probleme zu sprechen, deutet darauf hin, dass psychische Erkrankungen noch immer tabu sind. Egal ob es die Angst ist, um die erforderliche Unterstützung zu bitten, die Sorge, bei der nächsten Beförderung übergangen zu werden, oder Bedenken im Hinblick auf Vertraulichkeit – viele Beschäftigte fürchten noch immer, dass ein offenes Gespräch über ihre psychischen Probleme zu Diskriminierung führt.
Um psychische Probleme am Arbeitsplatz zu entstigmatisieren, braucht es mehr, als Hilfsdienste anzubieten und den Betroffenen den Weg dahin zu weisen. Eine umfassende Gesundheits- und Sicherheitsstrategie wird nur im Rahmen einer Unternehmenskultur funktionieren, bei der ein offenes Gespräch über psychische Gesundheit und die verfügbare Unterstützung gefördert und das psychische Wohlergehen der Belegschaft regelmäßig überwacht wird. Aons Gesundheitslösungen können Unternehmen helfen, eine solche Kultur zu schaffen und zu fördern.
Globale Unterschiede und wie man die Lücke schließen kann
Werden Mitarbeiter in globale Positionen versetzt, können kulturelle Herausforderungen und Isolation zusätzliche Barrieren für diejenigen schaffen, die auf Hilfe und Unterstützung angewiesen sind.
Weltweit gibt es höchst unterschiedliche Einstellungen zu psychischer Gesundheit, die von Akzeptanz und Toleranz bis hin zu Furcht und Stigmatisierung reichen. Auch die zur Beschreibung von psychischer Gesundheit verwendete Sprache sowie die entsprechende Behandlung können stark variieren. In einigen Ländern ist eine psychiatrische Betreuung nicht vorgesehen oder der Zugang zu bestimmten Medikamenten ist untersagt.
Diese Unterschiede können für jeden, der erwägt, in einem anderen Land zu arbeiten, ein Risiko darstellen, wenn eine bislang funktionierende Therapie und Behandlung aufgegeben werden muss. Das Wissen um die Bedürfnisse einzelner Mitarbeiter kann dazu beitragen, derartige Risiken zu vermeiden, doch dazu ist eine Kultur der Offenheit erforderlich.
Zur Beseitigung der Herausforderungen, die eine globale Belegschaft zu spüren bekommt, ist die Unternehmenskultur entscheidend, so Janet Heaton:
„Wenn es gelingt, eine akzeptierende und unterstützende Kultur zu schaffen, dann hat man auch mit größerer Wahrscheinlichkeit eine seelisch ausgeglichenere Belegschaft. Eine positive Umgebung, Zugehörigkeitsgefühl und Akzeptanz können Wunder für die psychische Gesundheit eines Menschen bewirken.“
Der globale Bankenriese HSBC ist ein gutes Beispiel für eine internationale Organisation, die sich rund um den Globus für die Entstigmatisierung psychischer Krankheiten und eine proaktive Kultur des Wohlbefindens engagiert. Im letzten Jahr tat sich HSBC mit der gemeinnützigen Organisation United for Global Mental Health (UGMH) zusammen, um gemeinsam das Bewusstsein für psychische Gesundheit am Arbeitsplatz zu stärken. HSBC organisiert Veranstaltungen und Schulungen, die das Bewusstsein für psychische Probleme steigern, und bestärkt seine Mitarbeiter darin, offen miteinander zu reden und Erfahrungen mit Kolleginnen und Kollegen zu teilen.
Was Sie heute tun können
Zusätzlich zu den traditionellen Versicherungs- und Schutzprogrammen lässt sich ein positives Arbeitsumfeld für die globale Belegschaft schaffen und deren Resilienz durch die konsequente Bereitstellung sinnvoller, motivierender und kulturübergreifender Lösungen für Gesundheit und Wohlbefinden steigern.
1. Machen Sie keinen Unterschied zwischen psychischen und physischen Problemen
Erste Hilfe für psychische Probleme kann ebenso gut zu einer Kultur des Wohlbefindens am Arbeitsplatz beitragen wie die längst akzeptierte physische Erste Hilfe. In großen und kleineren Unternehmen werden bereits Ersthelfer für psychische Probleme geschult, die betroffenen Kolleginnen oder Kollegen mit Verständnis, Geduld und Mitgefühl zur Seite stehen können. Ein konsequenter Ansatz zur Förderung des emotionalen Wohlbefindens rund um den Globus, unterstützt durch bewusstseinsfördernde Aktionen, ist eine gute Möglichkeit, psychische Probleme am Arbeitsplatz zu entstigmatisieren und die Offenheit von Menschen zu fördern, die unter derartigen Problemen leiden.
2. Der Einsatz von Technologie
Neue Technologien haben die Möglichkeiten für Arbeitgeber, mit Mitarbeitern Kontakt aufzunehmen, zusammenzuarbeiten sowie deren Fortschritt zu überwachen, deutlich verändert. So können Apps eine positive Verhaltensänderung bewirken, ob in Bezug auf Ernährung, Fitness oder Achtsamkeit und Schlaf. Smartwatches können zur Messung und Überwachung von Daten zu Gesundheit und Wohlbefinden eingesetzt werden und den Benutzer durch sofortige, individuelle Lösungen motivieren.
Die Well One App von Aon hilft Unternehmen, das Arbeitsumfeld zu transformieren. Die App ist besonders nützlich für das Verständnis globaler Trends innerhalb eines Unternehmens, da sie anhand der „Gesundheits-Scores“, die die Belegschaftsmitglieder sammeln, datengestützte Informationen liefert. Die Möglichkeit, das physische, soziale, emotionale, berufliche und finanzielle Wohlergehen einer Belegschaft zu jedem gegebenen Zeitpunkt analysieren zu können, kann zur Reduzierung von Risiken beitragen und Impulse für eine gesundheitsfördernde Verhaltensänderung geben.
3. Förderung einer guten Kommunikation
Ein guter Kontakt zwischen Führungskräften und Teammitgliedern entsteht durch offene Kommunikation. Sie ist besonders wichtig für Belegschaftsmitglieder, die in einem neuen Land und einer neuen Kultur tätig sind, da sich Isolation nachteilig auf die seelische Gesundheit auswirken kann. Unternehmen, die eine offene und transparente Kommunikation praktizieren, können die „Die da oben, wir hier unten“-Mentalität durchbrechen und einen engeren Kontakt zwischen Führungskräften und Teammitgliedern herstellen. Betriebsinterne soziale Portale zum Austausch von Erfolgen und informellen Diskussionen können ebenfalls dazu beitragen, dass sich alle Mitarbeiter stärker eingebunden und verbunden fühlen. Fördern Sie eine Kommunikation, die Ihrer globalen Belegschaft ein echtes Zugehörigkeitsgefühl vermittelt.
4. Berücksichtigung kultureller und sprachlicher Unterschiede
Kulturelle Vielfalt kann die betriebliche Kommunikation vor neue Herausforderungen stellen. Wer die Kommunikation und das Verbundenheitsgefühl verbessern will, muss den Belegschaftsmitgliedern helfen, die Regeln und kulturellen Gepflogenheiten des Landes, mit dem sie in Kontakt stehen oder in dem sie tätig sind, zu verstehen. Bereiten Sie Ihre Mitarbeiter durch kulturelle und sprachliche Schulungen auf den Wechsel vor, damit sie und ihre Familien die Nuancen und Unterschiede verstehen, denen sie – insbesondere im Hinblick auf die Haltung zu psychischer Gesundheit – möglicherweise begegnen. Die Erfahrungen lokaler Experten können helfen, die Kulturlandschaft zu entmystifizieren und die Betroffenen auf eine erfolgreiche Zusammenarbeit mit den Kolleginnen und Kollegen im anderen Land vorzubereiten.
Janet Heaton zu der Bedeutung eines kulturellen Bewusstseins und wie ein progressiver Ansatz zum Wohlbefinden echte Vorteile bringen kann:
„Wir haben Kunden, die zur Förderung einer Kultur des Wohlbefindens anregende Gemeinschaftsevents organisieren, die speziell auf die Gepflogenheiten des Landes, in dem sie tätig sind, ausgerichtet ist. Einige unserer Kunden in Indien organisieren beispielsweise einen Tag, an dem die Beschäftigten ihre Eltern mit zur Arbeit bringen können, da diese Beziehung dort eine besondere kulturelle Bedeutung hat. Zudem konnten sie durch Ausdehnung der Nebenleistung auf die Eltern eine positive Wirkung auf Engagement und Wohlbefinden der Beschäftigten verzeichnen.“
Janet Heaton, Principal Consultant für den Bereich Global Benefits bei Aon
Mitarbeiter-Wohlbefinden ist gut für das Geschäft
Ein Unternehmen ist nur so gut wie seine Belegschaft. In der unbeständigen Welt von heute ist es daher sinnvoll, die Arbeitnehmerschaft in den Mittelpunkt zu stellen und in deren Erfolg zu investieren.
Zur Verbesserung von Gesundheit und Wohlbefinden reicht es nicht aus, ein einfaches Unterstützungsprogramm anzubieten und von den Beschäftigten zu erwarten, dass sie sich nehmen, was sie brauchen. Ein Unternehmen, das sich aktiv für eine Kultur des Wohlbefindens engagiert, muss flexible Unterstützungsangebote durch Empathie, Fürsorge und Mitgefühl ergänzen.
Die Unternehmen der Zukunft sind jene, die die Resilienz ihrer Belegschaft stärken, damit sie ihr Potenzial voll ausschöpfen können.
Wandel ist oft die einzige Gewissheit, doch unsere Unterstützung ist garantiert.
Wenden Sie sich an unser Beraterteam, um zu erfahren, wie Sie die Gesundheit und das Wohlbefinden Ihrer Belegschaft verbessern können.